Interview mit Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Andreas Pfützner, erfahrener Diabetologe und Forscher
In diesem aufschlussreichen Interview erfahren Sie von Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Andreas Pfützner, einem Diabetologen mit über 30 Jahren Erfahrung und Mitwirkung an mehr als 400 klinischen Studien, warum Diabetes keine rein „Zuckerkrankheit“ ist, sondern ein komplexes Stoffwechselphänomen. Er erklärt, wie genetische Faktoren, Fettgewebe und chronische Entzündungen die Krankheit prägen und warum eine rein symptomatische Behandlung meist nicht ausreicht, um Folgeerkrankungen zu verhindern.
Das Interview ist Teil der renommierten Gesundheitsplattform QS24, die sich mit ganzheitlicher Medizin und evidenzbasiertem Wissen beschäftigt. Tauchen Sie ein in die revolutionären Erkenntnisse und erfahren Sie, wie Sie Diabetes besser verstehen und behandeln können.
Inhaltsverzeichnis
- 🧬 Was ist Diabetes wirklich? Ein Paradigmenwechsel in der Betrachtung
- 🔥 Wie viszerales Fett und Insulinresistenz Diabetes antreiben
- ⚠️ Die unterschätzte Gefahr von Folgeerkrankungen bei Diabetes
- 🩺 Schulmedizin vs. personalisierte Diabetes-Therapie
- 📉 Früherkennung und Biomarker: Proinsulin als Schlüssel
- 💡 Neue Therapieansätze für Spätschäden und Mikrozirkulation
- 👁️ Interdisziplinäre Zusammenarbeit und Diabetes-Erkennung
- 📱 Diabetes-Technologie: Chancen und Grenzen
- ❓ FAQ – Häufig gestellte Fragen zum Diabetes-Stoffwechselphänomen
- 📣 QS24 – Ihre Quelle für ganzheitliche Gesundheitsinformationen und Unterstützung
🧬 Was ist Diabetes wirklich? Ein Paradigmenwechsel in der Betrachtung
Herr Professor Pfützner, Diabetes wird oft als Zuckerkrankheit beschrieben. Stimmt das so?
Ganz grundsätzlich wird Diabetes mellitus ja über den Zucker definiert. Doch das ist ein viel zu einfaches Weltbild. Unsere Studien zeigen, dass die Krankheit viel komplexer ist und auf mehreren Grundstörungen beruht, die wir diagnostizieren und behandeln müssen, um wirklich erfolgreich zu sein. Diabetes ist nicht nur eine Zuckerkrankheit, sondern ein Stoffwechselphänomen, das genetisch bedingt ist und durch weitere Faktoren ausgelöst wird.
Was sind diese Grundstörungen, die Diabetes auslösen?
Wir wissen heute, dass Diabetes vor allem eine Erbkrankheit ist. Man bekommt Diabetes nur, wenn man die entsprechenden Gene von den Eltern erbt. Wenn ein Elternteil Diabetes hat, liegt das Risiko bei etwa 50 %, bei beiden Eltern sogar bis zu 75 %. Ohne die genetische Veranlagung bekommt man zwar vielleicht Übergewicht, aber keinen Diabetes.
Das bedeutet auch: Diabetes kann man sich nicht „anessen“. Der Lebensstil beeinflusst nur den Zeitpunkt, wann die Krankheit ausbricht. Mit gesunder Ernährung und ausreichend Bewegung kann man die Manifestation Jahre oder Jahrzehnte hinauszögern.
Das klingt erstmal überraschend. Warum wird das so selten öffentlich kommuniziert?
Das Wissen ist eigentlich schon länger vorhanden, aber es wird kaum an die Öffentlichkeit getragen, weil Ärzte in Klinik und Praxis meist damit beschäftigt sind, den Blutzucker zu behandeln. Dabei wird die Grunderkrankung oft nicht ausreichend adressiert.
🔥 Wie viszerales Fett und Insulinresistenz Diabetes antreiben
Wie entsteht denn Typ-2-Diabetes aus Sicht der Stoffwechselphysiologie?
Ein zentraler Faktor ist die Gewichtszunahme, insbesondere die Zunahme von viszeralem Fett – also Fett, das sich um die inneren Organe ansammelt. Dieses Fettgewebe ist hormonell hochaktiv und schüttet sogenannte Adipokine aus, über 200 verschiedene Hormone, die eine Wirkung gegen Insulin haben.
Insulin ist das Hormon, das dafür sorgt, dass Zucker aus dem Blut in die Zellen gelangt, wo er als Energiequelle dient. Wenn diese Adipokine die Insulinwirkung hemmen, spricht man von Insulinresistenz. Der Körper reagiert darauf, indem er immer mehr Insulin produziert, um den Blutzucker zu kontrollieren.
Warum führt das zu einem Teufelskreis?
Insulin ist das einzige physiologische Hormon, das Fettzellen aufbaut. Wenn der Körper mehr Insulin produziert, fördert das die Bildung und Vergrößerung von Fettzellen. Das viszerale Fett wächst weiter, produziert mehr Adipokine, die wiederum die Insulinwirkung hemmen – und der Kreislauf dreht sich weiter.
Dieser Mechanismus war für unsere Vorfahren überlebenswichtig: In Zeiten von Nahrungsüberfluss wurde Energie als Fett gespeichert, um Hungerperioden zu überstehen. Heute ist dieser Mechanismus fehlgeleitet und trägt zur Entstehung von Diabetes und Folgeerkrankungen bei.
Was passiert in der Bauchspeicheldrüse bei Diabetes?
Die Betazellen in der Bauchspeicheldrüse, die Insulin produzieren, sind genetisch oft kompromittiert. Durch die dauerhafte Überforderung kommt es zu einer Fehlfunktion der Insulinausschüttung, der sogenannten Betazelldysfunktion. Später kann es sogar zum Zusammenbruch der Insulinproduktion kommen.
Ein wichtiger Biomarker ist das Proinsulin, ein Vorläufermolekül des Insulins, das normalerweise in der Zelle gespalten wird. Wenn die Bauchspeicheldrüse erschöpft ist, findet man vermehrt Proinsulin im Blut, was auf eine gestörte Insulinproduktion hinweist.
⚠️ Die unterschätzte Gefahr von Folgeerkrankungen bei Diabetes
Warum ist es so gefährlich, Diabetes nur über den Blutzucker zu definieren und zu behandeln?
Die Blutzuckererhöhung ist lediglich ein Symptom der Krankheit, nicht die Ursache. Wenn man nur den Blutzucker behandelt, vernachlässigt man die Grunderkrankungen wie die Betazelldysfunktion und die hormonelle Aktivität des Fettgewebes. Dadurch entstehen Folgeerkrankungen wie:
- Erblindung (diabetische Retinopathie)
- Nierenschäden, die zu Dialyse führen können
- Nervenschäden, die Amputationen verursachen können (diabetisches Fußsyndrom)
- Herzinfarkt und Schlaganfall
Alarmierend ist, dass etwa drei Viertel der Patienten mit Diabetes am Herzinfarkt versterben. Und oft kommen Patienten erst dann zum Diabetologen, wenn bereits erhebliche Schäden entstanden sind.
Wie erklärt sich, dass Patienten trotz guter Blutzuckereinstellung Folgeerkrankungen bekommen?
Das liegt daran, dass Insulin nicht nur den Zucker reguliert, sondern auch die kleinsten Blutgefäße schützt. Wenn die Insulinwirkung an den Gefäßen gestört ist, kommt es zu Mikrozirkulationsstörungen, die die Organe schädigen.
Darüber hinaus sind hohe Blutzuckerwerte über 180 mg/dl (oder 10 mmol/l) toxisch für die Gefäßwände und führen zu chronischen Entzündungen, die arteriosklerotische Veränderungen fördern.
🩺 Schulmedizin vs. personalisierte Diabetes-Therapie
Wie sieht die aktuelle schulmedizinische Behandlung von Diabetes aus?
In der Ausbildung werden Ärzte meist nur kurz mit Diabetes konfrontiert und lernen vor allem die Definition und die Stufentherapie mit Medikamenten wie Metformin. Metformin wirkt hauptsächlich, indem es die Blutzuckerproduktion in der Leber hemmt. Allerdings blockiert es auch den Fettabbau, was das Abnehmen erschwert.
Die Behandlung konzentriert sich bis heute stark auf die Blutzuckerkontrolle, ohne ausreichend die Grunderkrankungen zu adressieren. Studien werden oft von der Pharmaindustrie finanziert, die Medikamente entwickelt und vermarktet, was den Blick auf andere Therapieansätze einschränkt.
Wie unterscheidet sich Ihre personalisierte Therapie?
Ich setze auf eine individualisierte Therapie, die auf den Ursachen der Erkrankung basiert. Wir analysieren die genetischen und pathophysiologischen Besonderheiten jedes Patienten und wählen Medikamente gezielt aus. Manchmal bedeutet das, von der Standard-Leitlinie abzuweichen, um bessere Ergebnisse zu erzielen.
Wichtig ist auch, dass der Patient in die Therapieentscheidung einbezogen wird. Nur so kann eine nachhaltige und erfolgreiche Behandlung gelingen.
📉 Früherkennung und Biomarker: Proinsulin als Schlüssel
Wann sollte man mit der Behandlung beginnen?
Ich empfehle, bereits bei erhöhten Proinsulinwerten zu intervenieren, auch wenn der Blutzucker noch normal ist. Proinsulin ist ein früher Marker für die Betazelldysfunktion und kann anzeigen, dass Diabetes in den nächsten fünf bis sieben Jahren ausbrechen wird.
Frühzeitiges Eingreifen ermöglicht es, die Bauchspeicheldrüse zu entlasten und die Krankheit zurückzudrehen oder zumindest zu verzögern.
Wie messen Sie Proinsulin in der Praxis?
Die Messung ist unkompliziert und kostet etwa 30 Euro. Ich messe Proinsulin bei jedem Patienten, der zu mir kommt, auch bei denen, die aus anderen Gründen behandelt werden, beispielsweise im Rahmen von Gewichtsabnahmeprogrammen.
Diese Routine hilft, den Gesundheitszustand besser einzuschätzen und gezielt zu handeln.
💡 Neue Therapieansätze für Spätschäden und Mikrozirkulation
Gibt es Behandlungsmöglichkeiten für bereits entstandene Folgeerkrankungen?
Ja, wir bieten in unserer Praxis auch Therapien für Spätschäden an, etwa bei Nierenschäden. Eine vielversprechende Methode ist die Infusionstherapie, die das natürliche Sekretionsverhalten der Bauchspeicheldrüse nachahmt.
Die Bauchspeicheldrüse gibt Insulin nicht kontinuierlich, sondern pulsiert alle sechs Minuten. Diese Pulsabilität sorgt dafür, dass Insulin seine gefäßschützende Wirkung entfalten kann. Unsere Therapie versucht, diese natürlichen Schwankungen zu imitieren, um die Mikrozirkulation zu verbessern und Organschäden zu reduzieren.
👁️ Interdisziplinäre Zusammenarbeit und Diabetes-Erkennung
Wer erkennt Diabetes oft zuerst – der Diabetologe oder andere Fachärzte?
Leider werden viele Fälle erst von Augenärzten oder Zahnärzten entdeckt, wenn bereits Folgeschäden vorhanden sind. Beispielsweise erkennt ein Augenarzt Veränderungen am Augenhintergrund, die auf Diabetes hindeuten, und verweist den Patienten dann zum Hausarzt.
Auch Zahnärzte können Hinweise geben, wenn Parodontitis trotz Behandlung immer wieder auftritt. Diese interdisziplinäre Zusammenarbeit ist entscheidend, wird aber noch zu wenig gelebt.
Wie wichtig ist die Reduktion von viszeralem Fett?
Viszeralfett ist das hormonell aktive Fett in den Organen und spielt eine zentrale Rolle bei Diabetes und Bluthochdruck. Es ist viel gefährlicher als subkutanes Fett, das unter der Haut liegt und hormonell weniger aktiv ist.
Mein Hauptziel bei Gewichtsabnahmeprogrammen ist daher die gezielte Reduktion des viszeralen Fetts. Dabei ist eine langsame und nachhaltige Gewichtsabnahme erfolgreicher als schnelle Schwankungen, da letztere die chronische Entzündung im Fettgewebe verstärken können.
📱 Diabetes-Technologie: Chancen und Grenzen
Viele junge Menschen nutzen heute Sensoren und Insulinpumpen. Wie bewerten Sie diese Technologien?
Technologische Hilfsmittel wie Sensoren und Closed-Loop-Systeme sind für Menschen mit Typ-1-Diabetes eine große Hilfe. Allerdings gibt es derzeit noch Probleme mit Interferenzen, die falsche Blutzuckerwerte anzeigen können.
Mein vorrangiges Ziel ist, dass Patienten so viel über ihre Krankheit wissen, dass sie nicht vollständig von Geräten oder Ärzten abhängig sind. Die Technologie ist ein Werkzeug, aber der Patient muss stets der Herr seiner Therapie bleiben.
Ist es gefährlich, sich allein auf solche Geräte zu verlassen?
Ja, das kann riskant sein. Auch bei gut eingestellten Blutzuckerwerten können Folgeerkrankungen auftreten. Daher sollte man Diabetes immer ganzheitlich betrachten und neben der Technik auch die Grunderkrankung und Begleiterkrankungen im Blick behalten.
❓ FAQ – Häufig gestellte Fragen zum Diabetes-Stoffwechselphänomen
Kann man Diabetes wirklich nicht durch Ernährung und Sport verhindern?
Die genetische Veranlagung ist entscheidend für die Entstehung von Diabetes. Ernährung und Bewegung beeinflussen vor allem den Zeitpunkt des Ausbruchs. Ein gesunder Lebensstil kann die Manifestation hinauszögern, aber ohne entsprechende Gene entsteht kein Diabetes.
Warum ist der Blutzuckerwert allein kein ausreichender Indikator für Diabetes?
Weil der Blutzucker nur ein Symptom ist. Die eigentlichen Ursachen sind die Betazelldysfunktion, die hormonelle Aktivität des Fettgewebes und die Insulinresistenz. Erst wenn der Blutzucker dauerhaft über Grenzwerte steigt, wird Diabetes diagnostiziert – oft zu spät.
Was ist Proinsulin und warum ist es wichtig?
Proinsulin ist ein Vorläufermolekül des Insulins. Erhöhte Werte im Blut zeigen eine Fehlfunktion der Betazellen an, noch bevor der Blutzucker steigt. Proinsulin ist daher ein früher Biomarker, um Diabetesrisiken besser einzuschätzen.
Kann Diabetes geheilt werden?
Typ-2-Diabetes ist zwar behandelbar und in manchen Fällen sogar remittierbar, aber eine vollständige Heilung ist selten. Je früher man jedoch interveniert, desto besser sind die Chancen, die Krankheit zurückzudrängen und Folgeerkrankungen zu verhindern.
Wie kann ich mich weiter über innovative Diabetes-Therapien informieren?
Besuchen Sie die Webseite des Pfützner Science & Health Institutes: www.pfuetzner-mainz.com. Dort finden Sie Erklärvideos und Informationen zur personalisierten Diabetes-Therapie. Zudem bietet QS24 mit seinem umfassenden Expertennetzwerk viele weitere Ressourcen.
Ab hier sollte ein Call2Action rein von Andre
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